Manual Standards

Wie formuliert man Standards?
Wie kann man Standardprogressionen beschreiben?

Diese Fragen stellen sich Rahmenlehrplanentwicklern, Fachdidaktikern und Lehrerinnen und Lehrern. Standards sollen die von den Schülerinnen und Schüler zu einem definierten Zeitpunkt im Bildungsgang geforderten Kompetenzen eindeutig und verständlich beschreiben und sie sollten mit Aufgaben überprüfbar sein. Diese Forderungen klingen lapidar, sie sind aber in höchstem Maße anspruchsvoll. 

Das entwickelte Manual stellt in kurzer und knapper Form ein "Baukastensystem" zur Erstellung von Standards vor. Es gibt Hinweise, wie Standards prinzipiell aufgebaut sind und wie durch downsizing und upsizing der gewünschte Anforderungsbereich eines Standards verändert bzw. zielgenau angesteuert werden kann. Das Manual nennt außerdem Stolperseine, also ungeeignete Formulierungen, die unbedingt zu vermeiden sind.

Die Schwierigkeit, Standards sinnvoll zu formulieren, zeigt sich in der Betrachtung der existierenden Standards der KMK, aber auch der Länder sowie der Verbände. Die genannten Standards erfüllen in unterschiedlichem Maße die Erwartungen, die an sie gestellt werden. So hat sich  bei den Bildungsstandards der KMK zum Mittleren Schulabschluss in den naturwissenschaftlichen Fächern gezeigt, dass bei der Überprüfung dieser Standards, die im Rahmen der ESNaS-Studie des IQB im Juni 2012 erfolgt, einige dieser Standards nicht in Aufgaben überführt werden konnten, somit nicht überprüfbar waren.

Kompetenzorientierte Standards bestehen aus zwei Komponenten, den Handlungsobjekten ("Inhalten") sowie den Operatoren. Die Operatoren sind handlungsinitiierende Verben. Sie geben an, welche überprüfbaren Tätigkeiten bzw. Handlungen beim Bearbeiten der Aufgaben und Unterrichtsvorhaben von den Schülerinnen und Schülern erwartet werden.

Standards leiten sich aus dem Kompetenzmodell des jeweiligen Faches ab, sie sind demnach einem Kompetenzbereich zuzuordnen.

Beispiele für "Basis"-Standardformulierungen aus dem Kompetenzbereich Erkenntnisgewinnung der Naturwissenschaften:

Die Schülerinnen und Schüler …
   … beschreiben Modelle,
   … entwickeln Fragestellungen,
   … planen Experimente.

Im Folgenden wird ein selbst entwickeltes Baukastenschema zur Formulierung von Standardprogressionen vorgestellt.

Die Basis bilden dabei die bereits vorgestellten Standardformulierungen. Die Qualität einer Handlung und damit auch die Progression eines Standards über mehrere Stufen lässt sich über die Variation der handlungsinitiierenden Verben und über die nähere Beschreibung („Graduierung“) des Handlungsobjektes beschreiben.

Beispiel 1 – Variation des Operatorverbs zur Steigerung des Anforderungsniveaus

Die Schülerinnen und Schüler …

Stufe 1:           … beschreiben Modelle,

Stufe 2:           … wenden Modelle an.

Beispiel 2 – Graduierung des Handlungsobjektes zur Steigerung des Anforderungsniveaus

Die Schülerinnen und Schüler …

Stufe 1:           … beschreiben gegenständliche Modelle,

Stufe 2:           … beschreiben abstrakte Modelle.

Neben dieser oben beschriebenen  Veränderung des Basisstandards können  die Komplexität und die Eigenständigkeit als weitere Aspekte von Standardprogressionen herangezogen werden:

Beispiel 3 – Steigerung der Komplexität zur Steigerung des Anforderungsniveaus

Die Schülerinnen und Schüler …

Stufe 1:           … planen Experimente mit einer Variablen,

Stufe 2:           … planen Experimente mit zwei Variablen.

Beispiel 4 – Steigerung der Eigenständigkeit zur Steigerung des Anforderungsniveaus:

Die Schülerinnen und Schüler …

Stufe 1:           … wenden vorgegebene Modelle an,

Stufe 2:           … wenden selbstgewählte Modelle an.

 

 

  Baukastenschema Standards Beispiel

Das komplette Manual zur Formulierung von Standards und zur Beschreibung von Standardprogressionen kann hier als pdf-Datei heruntergeladen werden.